Kapitel 2 - Ruf der Stille

Veröffentlicht von: gracjanski am 27. 2004 um 21:25 Uhr
Quelle: http://eq2.molgam.net





Der alte Mann stand in der Küche gegenüber dem Fenster seines kleinen Heimes und erledigte den bwasch vom bendessen, während er das orangene lühen des Sonnenunterganges allmählich über den Commonlands herabsinken sah. r liebte diese Zeit der Dämmerung und die Ruhe, die sie dem Land brachte – ein seltenes ut in diesen Tagen. Weil Freeport über die Jahre hinweg so sehr gewachsen war und mehr und mehr Leute ihre Häuser in der Umgebung gebaut hatten, war die Ruhe knapp geworden.

r beendete den bwasch gerade als die Sonne hinter den Hügeln versank. Seine Knochen schmerzten ein wenig, als er sich nahe der Feuerstelle hinsetzte, seine ugen schloss und die Wärme über sich wehen ließ. enauso wie seine Meister in der shen Order es ihm vor so vielen Jahren beigebracht hatten, klärte er seine edanken und begann zu meditieren.

Seine ugen öffneten sich, als er das Klopfen an der Tür hörte. s hätte ihn erschrocken, wäre es nicht so sanft gewesen, so rhythmisch, fast wie ein Herzschlag. r stand auf und bewegte sich zur Tür hin, pausierte kurz um sich zu sammeln. Obwohl die Commonlands in diesen Tagen viel sicherer geworden waren, wäre es nicht das erste Mal, dass einige Schurken versucht hätten einem dem nschein nach hilflosen, alten Mann auszunutzen. r ballte seine Faust und lächelte. Ja, die Magie war noch immer da, wenn sie gebraucht würde. r nickte sich leise selber zu und öffnete die Tür.
Der alte Mann fror. r erkannte sie sofort, obwohl seine ugen sie noch nie zuvor erblickt hatten. Sie war nur ein kleines Mädchen, aber sie leuchtete mit einem lanz und einer Wärme, die der Feuerstelle Schande machte. in efühl von Frieden strahlte von ihr aus, das ihn tief berührte. Tränen bildeten sich in seinen ugen und er schluckte hart, sein Mund unfähig zu sprechen.
Sie sah an ihm herauf und gewährte ihm ein kleines Lächeln. ls sie sprach, war ihre Stimme wie eine sanfte, nachklingende Melodie. „Hallo, Schüler.“
r realisierte, dass er trotz des efühls der Zugehörigkeit, das durch jede Zelle seines Seins flutete, zu zittern begann. r kniete sich auf den Boden vor sie hin und seine Stimme war fast ein Flüstern: „Ist es Zeit nun zu gehen? Diesen Schleier zu durchbrechen und endlich die Stille zu meinem Heim zu machen?"
Sie streckte ihre Hand aus und nahm die seine, ihr Lächeln badete ihn in Wärme. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Schüler, du kannst jetzt noch nicht ruhen. Ich brauche dich, jetzt mehr als jemals zuvor. rhebe dich und gehe mit mir, da meine Zeit hier kurz ist und ich dir viel zu erzählen habe.“

r gehorchte ihr sofort und folgte ihr, als sie ihn aus der Tür hinausführte. Das Land um sie herum war völlig still und leuchtete mit einer rt übernatürlichem Licht, das es ihm erlaubte alles um ihn herum zu sehen und zu fühlen. r atmete tief ein und roch jede Blume, alle zur selben Zeit. lötzlich fühlte er sich töricht mit einem solchen efühl von Wunder erfüllt zu sein. Natürlich konnte sie so etwas tun. Sie konnte die Klarheit aus jedem Ort hervorbringen.

Sie behielt seine Hand in ihrer, während sie gingen. Ihre Stimme war sanft, jedoch klar. „roblematische Zeiten liegen vor uns, Schüler. Wir stehen an der Schwelle zu einer Veränderung und ob diese zum uten oder zum Bösen tendiert, weiß ich nicht. Die Zukunft liegt sogar für mich hinter Wolken verborgen. Bald wird ein Tumult über das Land fallen. reignisse haben sich in Bewegung gesetzt, die nicht rückgängig gemacht werden können und finstere Dinge werden geschehen. Meine nwesenheit wird nicht länger hier bekannt sein und Unfriede wird meinen latz einnehmen.“
„Nein, meine ebieterin, das kann nicht sein.“, flehte er eindringlich. „Norrath braucht deine Führung und dein Licht. Ich brauche sie auch, so sehr.“
Sie schüttelte langsam ihren Kopf. „Diese Dinge sind geschrieben und können nicht geändert werden. Das ist es, warum ich zu dir gekommen bin. s ist Zeit für dich dein Schicksal zu erfüllen und deiner Welt zu helfen. Du musst meine Lehren weitergeben und dieses Land auf die vor ihm liegenden efahren vorbereiten.“

r fiel vor ihr auf die Knie und senkte seinen Kopf. „Ich stehe zu eurer Verfügung, ebieterin.“ Sie legte ihre Hände auf seine Schultern und sprach, ihre Stimme voller üte und Frieden. „Dann steh auf, Schüler, und akzeptiere dein Schicksal.“ r nahm einen tiefen temzug und erhob sich. Der Schmerz in seinen elenken war weg und seine Sehkraft schien irgendwie schärfer. Die Runzeln an seinen Händen waren verschwunden und er fühlte eine neue Stärke durch sie strömen.

„Der Schleier des lters ist vergangen. Dein Körper soll nun durch meine Stärke erneuert werden, solange wie du mir Dienst.“ r verbeugte sich und sprach, seine eigene Stimme irgendwie neu und anders. „Danke, ebieterin. Welche ufgabe liegt nun vor mir?“
„Du wirst meine nwesenheit in diesem Land sein, Schüler. Du wirst die Wege der Ruhe bewahren und meine rinzipien lehren, während die Welt auf die Verzweiflung zutreibt. Du wirst meine Stimme sein, wenn ich still sein muss.“
r nickte. „Ich werde dies freudig und mit großer hre tun, ebieterin. lle Länder Norraths und die Himmel über ihnen werden deine Lehren kennen.“

Sie war einen Moment still, ihre ugen sahen zum Mond Luclin herauf, während er prächtig über ihnen leuchtete. Ihre Stirn legte sich leicht in Falten. „s gibt noch mehr zu sagen und die Zeit ist knapp. eh mit mir, vatar der Ruhe, und höre meine Worte.“

Sie reichte ihm ihre Hand und er nahm sie, ging mit ihr in die kühle Stille des bends. ls ihre Schritte ihn weiter von seinem alten Leben hinwegführten, wusste er endlich seine wahre Bestimmung. Das war ein nde und ein nfang, ein „uf Wiedersehen“ und ein „Hallo“

Die Nacht war ruhig und still. s würde nicht mehr lange so bleiben.



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