Ich verstehe, dass viele Menschen der Verwüstung zum Opfer gefallen sind, aber das haben Zeitalter der Verwüstung nun mal an sich. Es ist nicht unsere Schuld – und mit „uns“ meine ich „uns Lebende“. Da draußen gibt es einfach zu viele tote Dinge, die seit dem Desaster immer noch ne offene Rechnung haben. Schau, meiner bescheidenen Meinung nach sollten tote Wesen irgendwie ... wie formuliere ich das am besten ... TOT BLEIBEN. Unbeweglich. Nimm dir meine Worte zu Herzen, wenn ich je sterbe, werde ich nicht murrend und mosernd umherziehen, wenn du versuchst, meinen Körper von den Ringen und Goldzähnen zu befreien. Das ist nun mal der natürliche Lauf der Dinge. Die Toten sollten auch tot bleiben! Deswegen stecken wir sie doch in Holzkästen...

Andererseits gibt es Momente, wo ich die Verbitterung mit dem Eintritt ins Leben danach verstehe. Letzte Woche erst habe ich dem Friedhof in Freeport einen kleinen Besuch abgestattet... Ein paar Fetzen, eingehüllt in Kettenrüstung, haben versucht, mich bei lebendigem Leibe zu verbrennen... und inmitten diesen Debakels sahen wir die widerlichsten Dinge aus dem Schlamm krabbeln. Ich war froh, als ich dem entkommen bin. Später erfuhr ich die ganze Geschichte von diesem Ort:

In der Zeit, als die lebhafte Stadt Freeport kaum mehr als aus einer ummauerte Festung bestand, war dies ein Distrikt der Stadt, wo eine legendäre Ritterkaste wohnte. Jetzt ist dieser Ort zugewachsen, meistgehend unbewohnt und gefüllt mit Reihen von Mausoleen zwischen Hügeln und antiken Grabmauern. Einige wenige dieser Mausoleen wurden auf Befehl von Lucan, Herrscher von Freeport, für immer versiegelt. Diese verschlossen Gräber halten dass zurück, was von den ehrenvollsten Feinden Lucans übrig blieb, die Jahre zuvor seiner Miliz zum Opfer fielen. Neben diesen Gräbern kann man einige Statuen finden, die den Kampf zwischen den Rittern und der Miliz erzählen.

Logischerweise findest oder hörst du nicht viel über den Friedhof in den typischen Freeport Fremdenführern. Ich nehme an, dass Lucan ... ich senke meine Stimme lieber ... du weißt schon wer ... nicht möchte, dass irgendjemand erfährt, wovor er solche Angst hat. Diese Ritter müssen unglaublich gewesen sein. Und möglicherweise sind sie es immernoch, trotz ihrem Tod.

Ich? Ich habe schon lange keine Angst mehr vor dem Tod. Sie verunglimpfen? Sicher. Sie verspotten? Ihre Gräber ausrauben? Natürlich, natürlich. Aber keine Angst, hier. Leben und sterben lassen, sage ich immer. Ich liebe Zombies. Skelette? Ghoule? Alles gut. Ich benutze sogar das Wort Kumpelchen.

[Deine Iksar Gastgeberin leert ihren Becher und starrt ängstlich aus dem Fenster, wo der Vollmond sich bereits hinter den Bäumen zeigt und das Land in einen schauerlichen lila Schatten und Nebelschwaden getränkt ist]